Das Spanien, aus dem hier berichtet wird, ist nicht das Spanien, an das man gemeinhin denkt, wenn von diesem Land die Rede ist. Im Norden Spaniens lacht die Sonne oft nur verhalten vom Himmel und wer am Strand schmoren will, wird möglicherweise nicht den erwarteten Gargrad erreichen.
Dafür erlebt der Reisende in dieser Region eine einzigartige Ballung natürlicher Schönheiten. An der Küste reiht sich Traumstrand an Traumstrand über hunderte Kilometer - vom Baskenland bis hinüber nach Galicien - und dahinter türmen sich die Felsengipfel der Picos de Europa, stolze Zweieinhalbtausender, die den heimkehrenden Seeleuten seit Jahrhunderten den Weg nachhause weisen.
Berge und Meer – eine faszinierende Mischung
Die autonomen Gemeinschaften Baskenland, Kantabrien, Asturien und Navarra bilden den geografischen Rahmen für diesen Reisebericht. Schon bei der Annäherung aus der Luft offenbart die Gegend ihren Charakter: grün ist das Land und blau das Meer. Dicht besiedelt sind die Küstenregionen um die Metropolen Bilbao, Santander und Gijón sowie das hügelige Hinterland. Abseits der Küstenregionen regiert die Natur bis tief hinein ins Hochgebirge.
Strände zum Staunen und Bewundern
Kaum eine Küstenregion weltweit kann sich mit der Vielfalt und Dichte faszinierender Strandabschnitte im Spanischen Norden messen. Jeder der Strände dieser langen Küstenlinie hat seine Besonderheiten.
Dazu gehören die einzigartigen Flyschformationen im Baskischen Zumaia oder die martialischen Urros de Liencres an der kantabrischen Küste. Die Steine an der Küste erzählen Geschichten vom Werden und Vergehen aus Millionen von Jahren. Selbst Menschen, die sich nicht für Geologie interessieren, müssen von ihrer Ästhetik und Formenvielfalt beeindruckt sein.
Gut gefüllte Strände wird man außerhalb der klassischen Seebäder San Sebastian oder Santander auch im Hochsommer nicht finden. Bei der Größe und Anzahl der traumhaften Strände verläuft sich der Badetourismus unspektakulär. Was bleibt, ist die Schönheit der Landschaften an der Küste.
Das Gebirge macht den Unterschied
Natürlich gibt es anderswo höhere Hochgebirge als in den Picos de Europa, aber in dieser Küstennähe sind die Berge schon etwas Besonderes. Ihr schönster Gipfel ist der Picu Uriellu, wie der auch Naranjo de Bulnes genannte Berg auf Asturisch heißt.
Die Berge sind verantwortlich für das Grün der Landschaft, sie halten die Atlantikwolken auf und zwingen sie zum Abregnen. So sind sie echte Herrscher der Region, weshalb sie auch zurecht Zentrum eines stolzen Nationalparks sind.
Ein Ausflug in die Exotik – Bardenas Reales de Navarra
Aber nicht alle Gegenden des Spanischen Nordens sind grün.
Ein totales Kontrastprogramm eröffnet sich dem Reisenden, wenn er das Gebirge verlässt und den Süden der Autonomen Gemeinschaft Navarra aufsucht. Dort befindet sich eine Sehenswürdigkeit ganz besonderer Art: eine Halbwüste, die zu einem großen Teil aus ockerfarbenem Lehm besteht.
Das wäre an sich noch nicht sonderlich sehenswert, wenn nicht die Schöpfung noch einen draufgesattelt hätte: Die Sedimentschichten der Bardenas Reales de Navarra bestehen teilweise auch aus härteren Sandstein- und Kalksteinschichten. Durch den Abfluss von Wasser aus den Pyrenäen erodierten die Sedimentschichten unterschiedlich und es bildeten sich ausgetrocknete Flussbetten und bizarre Bergformen heraus.
Berühmtes Wahrzeichen des Naturwunders ist das bekannte Castil de Tierra, das viele Naturfotografen in die Einöde lockt.
Land der Kontraste
Unsere Reise galt ausschließlich den natürlichen Schönheiten des Landes. Der Norden Spaniens ist noch wesentlich vielfältiger als hier beschrieben. Es gibt aufregende (Bilbao) oder einfach nur schöne Städte wie San Sebastian. Es gibt hässliche Industriebrachen, die vom wirtschaftlichen Niedergang der Bergbau- und Stahlindustrie künden und es gibt grandiose Kulturdenkmäler wie die präromanischen Kirchen um Oviedo, der Hauptstadt Asturiens. Aber man muss sich bescheiden.
Weiter nach Westen sind wir gar nicht vorgestoßen, denn die Nordküste ist ziemlich lang. Von Gijón bis A Coruna sind es nochmal fast 300 Kilometer, und nach Santiago de Compostela noch um einiges weiter.
Das war nicht unser Ziel. Unsere “Wallfahrt” galt der Natur, der einzigartigen Küstenregion und den vielfältigen Landschaften. Mehr nicht, aber für uns genug.